Jugend | Spielen der Klarinette als Lebenselixier

Auf die Frage, warum er nach seiner mehr als 40-jährigen Tätigkeit als Orchestermusiker und Musiklehrer die Aufgabe übernommen hat, im Musikverein Wiesenbach junge Menschen an der Klarinette auszubilden, antwortet Heribert Eckert: „Für mich ist die Beschäftigung mit der Klarinette lebensnotwendig. Das war sie schon immer – auch als Kind“. Dazu gehöre auch, weiter zu unterrichten. Im Musikverein habe er die Möglichkeit, mehr noch als früher, den Umfang des Unterrichtens selbst zu bestimmen.

Erste musikalische Heimat

Heribert Eckerts erster praktischer Zugang zur Musik macht deutlich, wie wichtig Angebote sind, die im Vorfeld der eigentlichen Instrumentenausbildung liegen. Los ging es bei ihm in einem Blockflötenkreis seiner Heimatgemeinde Reichartshausen. Er bemerkt hierzu: „Wir haben dort die uns bekannten Kinderlieder gespielt, und zwar nach Gehör.“ Dies habe schon früh dazu geführt, Musik auch ohne Noten spielen zu können.

Nachdem er den entsprechenden Wunsch geäußert hatte, schenkten ihm seine Eltern zum 9. Geburtstag eine Klarinette.“ Die Klarinette habe er seit diesem Geburtstag `nicht mehr aus den Händen gelegt´. „Ich habe viel gespielt. Heute würde man `geübt´ sagen, aber für mich war es ein Spielen, weil ich es nicht als einfaches Wiederholen empfunden habe, sondern als ständige Entdeckungsreise.“

Seine erste Ausbildung an der Klarinette bekam er im Musikverein Reichartshausen. „Dort haben mir die erfahrenen Musiker die Grundlagen gezeigt,“ so Eckert. „Diese brauchte ich, um in der Jugendkapelle mitspielen zu können.“

Heribert Eckert lebt für die Musik

Einheit von Hören und Spielen

Ausgangsmaterial für sein Spiel seien nicht nur Noten gewesen, sondern vor allem die Musik, die er gehört habe. Die habe er einfach versucht nachzuspielen, bis es so klang, wie er es wollte. Mit Hochachtung erzählt Heribert Eckert von einem seiner Lehrer, dem aus Mähren stammenden Wenzel Jilka, der habe ihn entscheidend geprägt. Dieser sei in der Region nahezu legendär gewesen. Mit seinem absoluten Gehör konnte er nicht nur alles zuordnen, sondern auch musikalisch notieren. So habe dieser alle Noten als Dirigent selbst geschrieben – das sei heute kaum noch vorstellbar. Jilka habe ihm auf der Geige vorgespielt und er habe dies auf der Klarinette nachgeahmt: „Das war eine wirklich gute Schule.“ Sie habe ihm gezeigt, dass Hören und Spielen eine unauflösliche Einheit darstelle und ihm von Anfang an, neben der Fähigkeit exakt nach Noten zu spielen, auch die Welt der Improvisation eröffnet.

Leitgedanken des Unterrichtens

Seine Grundsätze für das Unterrichten hat Heribert Eckert aus seinen eigenen musikalischen Erfahrungen gewonnen. „Im Unterricht möchte ich versuchen, die Begeisterung für das Instrument zu wecken und zu fördern. Wer es einmal erfahren hat“, so Eckert, „wird spüren, welche Ausdrucksmöglichkeit er für sein Leben dazugewinnt.“ Wenn dies einmal angestoßen worden sei, dann werde das Üben zu einem Spielen, in dem man immer wieder Neues entdecke. Daneben ist ein Leitziel für ihn, jeder Schülerin und jedem Schüler ein individuelles Angebot machen zu können: „Keine Schülerin und kein Schüler sind gleich.“ Von daher schreibt Heribert Eckert die Noten für diese auch selbst: „So kann ich stets auf die konkrete Person vor mir eingehen und dieser bieten, was sie interessiert und was sie zum weiteren Fortschritt benötigt.“ Er bemerkt: „Normalerweise fangen die meisten Schülerinnen und Schüler mit etwa 9 Jahren an. Der älteste Anfänger, den ich übrigens immer noch unterrichte, begann mit 78 Jahren das Spiel auf der Klarinette, und zwar mit Erfolg.“

Weg zur musikalischen Meisterschaft

Schon früh war Heribert Eckert klar, dass er die Musik zum Beruf machen wollte. Nach dem Abitur Anfang der siebziger Jahre bewarb er sich erfolgreich um einen Studienplatz an der Musikhochschule Karlsruhe. Das Studium und das sich anschließende Aufbaustudium zur Konzertreife schloss er mit Bestnoten ab. Sehr glücklich darüber war er, dass er danach ein Engagement im Philharmonischen Orchester Heidelberg erhielt. Das bot ihm die Möglichkeit, in seine Heimat zurückzukehren. Diesem Orchester hat er dann auch 40 Jahre die Treue gehalten.

Bereits als Student sammelte er die ersten Erfahrungen als Musiklehrer. Schon gleich nach seiner Anstellung in Heidelberg hat er auch in der Musik- und Singschule Heidelberg und in weiteren Musikschulen der Region unterrichtet. Dies sei zeitlich und energiemäßig für ihn eine Herausforderung gewesen, habe ihm aber auch entsprechende Flexibilität verliehen.

Ausdrucksstark – die Klarinette

Musik bestimmt den Tagesablauf

Man staunt, wenn Heribert Eckert berichtet, wie sein Tag beginnt: „Musikalisch, bin ich noch immer nicht da, wo ich sein möchte! Morgens um sieben beginne ich zu spielen. Das brauche ich, um fit zu bleiben, um mein Niveau halten zu können.“ Er führt weiter aus: „Es gibt immer noch Herausforderungen für mich, auch im Ausdruck weiter zu kommen, etwas Neues zu entdecken. Das ist für mich wie ein Lebenselixier.“ Er ist davon überzeugt, dass das Spielen der Klarinette geradezu einen gesundheitsfördernden Effekt hat. „Die Klarinette ist der menschlichen Stimme sehr ähnlich. Sie fordert und sie verhilft zu einer bewussten Atmung und sie bietet unglaubliche Ausdrucksmöglichkeiten.“

Faszination der Klarinette

Heribert Eckert möchte jungen Menschen, die sich für das Spiel mit der Klarinette interessieren, dies mit auf den Weg geben: „Wer dieses Instrument spielen kann, bereichert sein Leben um eine neue Ausdrucksqualität. Man kann auf der Klarinette singen, man kann auf ihr weinen oder lachen. Man kann mit ihr Dinge ausdrücken, wofür es keine Worte gibt.“

Seit Februar dieses Jahres unterrichtet er nun im Musikverein Wiesenbach. Die Schülerinnen und Schüler berichten von der Leidenschaft, die Heribert Eckert für sein Instrument empfindet, eine Leidenschaft, die ansteckend ist.

Markus Rösch