JugenD | „Es kommt darauf an, seinen eigenen Stil zu entwickeln!“

Dass Paul Arnold sehr virtuos auf der Trompete spielen kann, hat er schon mehrfach unter Beweis gestellt. Ein Glanzstück seiner Darbietungen war sicherlich der 3.Satz aus dem Trompetenkonzert in Es-Dur von Joseph Haydn beim letzten Konzert des Musikvereins – ein Stück, das er trotz der anspruchsvollen Passagen mit hoher Sicherheit meisterte. Dies wurde von vielen Zuhörern als Höhepunkt des klassischen Teils erlebt. Er ist aber auch in anderen Genres zuhause. In den Jazzarrangements der Jugendkapelle zeigte er bei seinen improvisierten Soli immer wieder seine musikalische Kreativität und verlieh so den Stücken die entsprechende Würze, was ihm häufig spontanen Applaus einbrachte. Seit mehreren Jahren ist Paul auch als Ausbilder im Verein tätig.

Reichhaltige musikalische Ausbildung

Seine Fähigkeiten auf der Trompete kommen nicht von ungefähr: Sechs Jahre lang wurde er vom Dirigenten der Hauptkapelle – seinem Onkel Klaus Knörzer – ausgebildet. Für die Qualität dieser Ausbildung spricht, dass sie ihm ermöglichte, die Prüfungen D1, D2 und D3 des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg erfolgreich zu absolvieren.

In den letzten drei Jahren förderte ihn Harald Dorner, der Leiter des Musikvereins Gauangelloch. Paul erklärt hierzu: „Die Probengemeinschaft mit ihm hat mir nochmals viele wichtige Impulse gegeben – nicht nur für das eigene Spiel, sondern auch für den Unterricht, den ich heute selbst gebe.“ Mit dem Begriff Probengemeinschaft unterstreicht Paul selbstbewusst, dass er neben Harald Dorner in manchen Bereichen sicher mithalten kann, aber dessen große Erfahrung und hohe Musikalität als Anregung für seine eigene Weiterentwicklung begreift.

Pauls musikalisches Interesse war schon immer sehr breit angelegt, so dass er sich neben der Trompete auch zu anderen Instrumenten hingezogen fühlte. So wurde er über mehrere Jahre von Gregor Filip aus Wiesenbach auch im Klavierspiel unterrichtet. Eine grundlegende Ausbildung am Schlagzeug bezog er über den Unterricht des Musikvereins von Gregory Riffel.

Eine bemerkenswerte Anekdote ist sicherlich, dass er im Frühjahr diesen Jahres kurzerhand für drei Lieder die zweite Stimme auf der Posaune erlernte, um die Jugendkapelle für das Wertungsspielen in  Stuttgart zu unterstützen. Für die Zuhörer entstand der Eindruck, als hätte er nie etwas Anderes gemacht.

Erster Trompeter der Hauptkapelle

Schritt ans Dirigentenpult

Wer musikalisch so breit aufgestellt ist und als Interpret so in die Tiefe gehen kann, für den geht der Weg häufig ans Dirigentenpult. Dass dies aber auch so gut gelingt wie bei Paul Arnold, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Grundlage dafür ist eine entsprechende Ausbildung, die er an der Deutschen Dirigentenakademie durchlief und 2018 abschloss.

Als Dirigent in der Jugend- und Hauptkapelle konnte er schon mehrfach auch vor Publikum überzeugen. Alle Vereinsmitglieder, die bereits die Möglichkeit hatten, mit ihm Stücke einzuüben, schätzen seine strukturierte Vorgehensweise.  Dass es ihm hierbei um eine hohe musikalische Qualität geht, wird dadurch sichtbar, dass er die Führungsaufgabe des Orchesters nicht nur als musikalische, sondern auch als soziale Herausforderung begreift und beides aktiv annimmt. Paul bringt es so auf den Punkt: „Die fachlichen Kenntnisse brachte ich durch meine eigene musikalische Ausbildung und den Dirigentenlehrgang mit, aber den Respekt – insbesondere von den älteren Vereinsmitgliedern – musste ich mir erst verdienen.“

Als Dirigent voll konzentriert

Sprung ins kalte Wasser

„Meine Tätigkeit als Ausbilder begann für mich ziemlich überraschend“, erzählt Paul. „Im Musikverein wurde umgehend eine Lehrkraft für drei Trompetenschüler gesucht, die bereits in der Ausbildung waren. Mein Vater hat mich in seiner Eigenschaft als Jugendleiter, sagen wir es mal so, intensiv darum gebeten, mir zu überlegen, ob ich mir dies zutrauen würde.“ Diese Aufgabe hat Paul übernommen und es war nach seinen eigenen Angaben auch für ihn selbst eine gute Schule, sich damit zu befassen, auf was es beim Trompetenspiel ankommt.

„Für mich ist eine gute Technik und ein guter Ansatz wichtig“, führt er hierzu aus, „aber die Theorie ist genauso bedeutsam. Dazu gehören u.a. das Notenlesen und Grundbegriffe der Harmonielehre. Dadurch, dass ich selbst Unterricht am Schlagzeug hatte, weiß ich auch, dass es unbedingt notwendig ist, alles korrekt zählen zu können. Wer hier entsprechende Fertigkeiten hat, wird sich viel leichter tun insbesondere wenn es darum geht, neue Stücke zügig zu erlernen.“

Mit etwas Distanz zu seiner eigenen Zeit als Trompetenschüler gibt er eine Einsicht preis: „Na ja, ich kann mich noch gut erinnern, dass ich selbst nicht der fleißigste Schüler war. Ich habe eher geübt, wenn es darauf ankam. Deshalb kann ich mich auch gut in die Schüler hineinversetzen, denen es manchmal schwerfällt, am Ball zu bleiben. Natürlich weiß ich, dass Üben wichtig ist und auch ein guter Musiker immer weiter üben muss. Vielleicht fällt es mir durch meinen eigenen Zugang aber leichter, in solchen Situationen die richtigen Worte zu finden und die Schüler entsprechend zu motivieren.“

Was das Üben betrifft, wünschte er sich selbst etwas mehr Zeit. Seit letztem Herbst studiert Paul an der Dualen Hochschule Mannheim im Bereich Betriebswirtschaft. Da bleibe ihm wenig Raum, um sich selbst auf dem Instrument zu fordern.

Spieltechnik und Theorie sind wichtig

Musikalische Heimat

Für Paul Arnold ist der Musikverein Wiesenbach in jeglicher Hinsicht etwas Besonderes: „Meine ganze Familie und viele Verwandte sind im Musikverein Wiesenbach aktiv. Ich bin aber nicht Mitglied, weil ich dort sozusagen hineingeboren wurde. Das Zusammenspiel von Musikern verschiedensten Alters, die große musikalische Bandbreite und die umfassenden Aktivitäten des Vereins sind für mich entscheidend.“ Außerdem kommt es ihm auf etwas an, was man als eine Art Leitmotiv bezeichnen kann. Auf seine Vorbilder befragt, sagt Paul: „Musikalisch gesehen, war viele Jahre mein Onkel Klaus mein Vorbild. Seine Fähigkeiten haben mich motiviert, was für meine Entwicklung sehr wichtig war. Heute weiß ich, ob als Musiker, Dirigent oder Ausbilder, es kommt darauf an, seinen eigenen Stil zu entwickeln.“ Diesem Ziel ist Paul im Musikverein Wiesenbach auf jeden Fall schon sehr nahe gekommen.

Markus Rösch