Paul und Philip Arnold auf Dirigentenlehrgang

„Orchester haben keinen eigenen Klang; den macht der Dirigent“

Dieses Zitat von Herbert von Karajan beschreibt in verdichteter Form die Gestaltungsmöglichkeiten und die Verantwortung, die der musikalische Leiter eines Orchesters besitzt. Er ist letztlich derjenige, bei dem alles zusammenläuft, der aus den einzelnen Musikern ein Ganzes formt, das dann einen bestimmten Charakter aufweist.

Von Karajan formulierte zugespitzt auch: „Er (der Dirigent) ist ein Facharbeiter, der zwanzig Jahre Berufsausbildung benötigt.“ Damit weist er einerseits auf die handwerklichen Fähigkeiten des Dirigenten hin, der sich stets in der Praxis beweisen muss, andererseits auf die lange Ausbildungszeit, die auch mit lebenslangem Lernen gleichzusetzen ist.

Der Musikverein Wiesenbach freut sich darüber, dass es junge Musiker im Verein gibt, die sich dieser Aufgabe stellen wollen. Paul und Philip Arnold musizieren dort schon seit vielen Jahren in der Jungend- und in der Hauptkapelle. Sie gelten als hervorragende Instrumentalisten auf der Trompete (Paul Arnold) und auf dem Saxophon bzw. der Querflöte (Philip Arnold). Beide haben in der Vergangenheit mit großem Erfolg die Lehrgänge des Blasmusikverband Baden-Württemberg (BVBW) D1, D2 und D3 absolviert. Diese Lehrgänge vermitteln Kenntnisse in Musiktheorie und stellen praktische Anforderungen auf den jeweiligen Instrumenten.

Für beide Musiker lag es nun nahe, den nächsten Schritt zu gehen: nämlich selbst vermittelnd tätig zu sein. Beide unterrichten inzwischen als Lehrkräfte des Vereins junge Musikerinnen und Musiker im Instrumentalunterricht. In den vergangen Jahren haben beide auch schon junge Kursteilnehmer auf die Lehrgänge des Blasmusikverbandes vorbereitet.

Bereits im letzten Jahr wagten sich Paul und Philip Arnold auch ans Dirigentenpult. Mit der Einstudierung und Einspielung von Medleys aus Musicals mit der Jungendkapelle und mit kleineren Einsätzen als Vertretung in der Hauptkapelle bewiesen sie erste Fähigkeiten, wie sie in den beiden Zitaten bereits angeklungen sind.

Im Herbst 2017 entschieden sie sich schließlich für den „ganz großen Wurf“: den C3-Kurs des BVBW „Leitung von Blasorchestern“. Der inhaltlich sehr anspruchsvolle Lehrgang wird vom BVBW in Kooperation mit der Deutsche Dirigenten-Akademie an der Landesmusikakademie Ochsenhausen in Oberschwaben angeboten.

Dass der Kurs nicht nur qualitativ sehr hohe Anforderungen stellt, sondern auch zeitlich eine enorme Anstrengungsbereitschaft fordert, davon konnten sich Paul und Philip Arnold bald überzeugen. Drei einwöchige Kurse waren zu absolvieren, die jeweils von morgens bis in die Nacht dauerten.

Dabei wurde nicht nur Theorie vermittelt, sondern immer auch die Möglichkeit geboten, das erlernte Wissen in der praktischen Arbeit mit einem Lehrorchester umzusetzen und auszuprobieren.

Hauptdozent des C3-Kurses war der renommierte Dirigent und Musikpädagoge Prof. Peter Vierneisel, Honorarprofessor für Orchesterdirigieren und Orchesterpädagogik an der Universität Potsdam sowie Leiter der Deutschen Dirigenten-Akademie.

„Für uns bestanden die größten Herausforderungen in der konkreten Arbeit mit den Musikern bei den Proben. Dort kam es auf die Fähigkeiten an, das Spiel eines Orchesters schnell zu analysieren und dann zu wissen, wie man als Dirigent so Einfluss nehmen kann, dass die eigenen Klangvorstellungen umgesetzt werden. In dieser Hinsicht haben wir beide dort sicherlich viel gelernt“, so Paul und Philip Arnold in ihrer Bewertung des Kurses.

Der Lehrgang habe auch gezeigt, wie anspruchsvoll die Dirigententätigkeit sei. Um künstlerisch gestalten zu können, bedarf es eines entsprechenden theoretischen Hintergrunds und viel praktischen Know-Hows, das nur in der konkreten Ausübung erworben werden kann. Als Dirigent erfolgreich zu sein, das sei  aber auch eine menschliche Herausforderung, denn in der Führung eines Orchesters geht es darum, gemeinsam mit anderen etwas zu gestalten und nicht über die Köpfe hinweg zu agieren.

Beide Jungmusiker kehrten mit entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten vom  letzten Lehrgangstag im Juni dieses Jahres zurück. Jugendleiter Wolfgang Arnold, der das Vorhaben unterstützte, verwies in diesem Zusammenhang auf seine Erfahrungen: „Im Austausch mit anderen Vereinen bekommen wir mit, wie wichtig es ist, nicht nur die Ausbildung von Instrumentalisten zu fördern, sondern auch frühzeitig an den Nachwuchs am Dirigentenpult zu denken. Es gibt zahlreiche Vereine, die Schwierigkeiten haben, musikalische Leiter zu finden. Im Vergleich dazu sind wir in Wiesenbach in einer glücklichen Lage.“

Der Musikverein kann stolz sein auf so viel Engagement und sich darauf freuen, nun auch auf die Kompetenzen von Paul und Philip Arnold als Dirigenten zurückgreifen zu können.

Markus Rösch